Streitschlichter Ausbildung
„Wenn zwei sich streiten, hilft ein Dritter.“
Ein verantwortungsvolles Miteinander – so wünschen sich viele den Lern- und Lebensort Schule. Leider sieht die Realität häufig anders aus.
Worum geht es in den Streitereien? „Darum, dass jemand mitspielen möchte, aber nicht darf. Dann wird er wütend und macht alles kaputt. Dann sind wir wütend auf ihn und dann fängt die Streiterei an.“
(Antwort eines Schülers des vierten Jahrgangs)
Dieses Zitat verdeutlichte allen am Schulleben Beteiligten den Bedarf eines Streitschlichtungskonzepts als Hilfe zur Selbsthilfe, mit dem Ziel einer friedlichen Konfliktbewältigung und zur Prävention von gewalttätigen Auseinandersetzungen in den Pausen.
Wie aber sollen die Schüler ihren Streit eigenständig klären, wenn sie sich selbst im Recht sehen und sich über ihr gewalttätiges Verhalten gar nicht bewusst sind? Unter dem Motto „Wenn zwei sich streiten, hilft ein Dritter“ werden an unserer Schule Streitschlichter im Rahmen einer AG ausgebildet mit dem Ziel, Mitschülern, insbesondere in den Pausen, Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten.
Unser Hauptanliegen besteht dabei im Wesentlichen darin, den Kindern Wege aufzuzeigen, wie sie in Konfliktsituationen konstruktiv, handlungskompetent und eigenverantwortlich agieren können.
Die Ausbildung trägt zur Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung der Kinder bei, indem ihnen Handlungsmöglichkeiten zur friedlichen Konfliktbewältigung aufgezeigt werden und somit demokratische und soziale Einstellungen, Verhaltensweisen und Wertvorstellungen gefördert werden.
Das Streitschlichter-Konzept
1. Begrüßung und Regeln erklären
Die Mediatoren sollen die Konfliktparteien begrüßen, ihnen notwendige Regeln erklären und durch das Einverständnis die Einhaltung dieser sicherstellen.
2. Was ist passiert?
Die Streitenden erzählen mit Hilfe des Erzählsteins aus ihrer Sicht. Werden sie sich nicht einig, wer mit den Ausführungen beginnen darf, entscheidet ein Münzwurf. Die Mediatoren müssen aktiv zuhören und die Aussagen neutral zusammenfassen. Stimmt der Redner dieser Zusammenfassung zu, berichtet der Nächste. Der Schlichter fasst auch diese Aussagen zusammen und erkundigt sich nach Übereinstimmung.
3. Wie hast du dich dabei gefühlt?
In diesem Schritt berichten die Streitenden von ihren Gefühlen. Können die Kinder diese nicht versprachlichen, so hilft ein Gefühlewürfel.
4. Was war vor dem Streit?
Diese Stufe dient der Konflikterhellung. Ist aus den Ausführungen der Streitparteien kein eindeutiger Konflikthergang festzumachen, können sogenannte Hilfsfragen förderlich sein, um den eigentlichen Streitpunkt auf den Grund zu gehen.
5. Vorschläge zur Konfliktlösung
Die Vorschläge zur Lösung des Konflikts müssen unbedingt von den Streitparteien erstellt werden. Die Mediatoren dürfen lediglich dann aushelfen, wenn keine oder inakzeptable Lösungsvorschläge genannt werden. Wichtig ist die Einhaltung der Ich-Botschaften. Die Konfliktparteien sollen auf sich bezogene Vorschläge machen und keinesfalls Forderungen an die Gegenseite stellen.
6. Vertrag und Nachtreffen festlegen
Sind beide Parteien mit den Vorschlägen einverstanden, wird ein Vertrag mit sämtlichen Daten des Konflikts aufgesetzt und von den Streitparteien unterschrieben. Des Weiteren wird ein Termin für ein Nachtreffen ausgemacht, um die Einhaltung des Vertrags zu überprüfen. Auf diese Weise wird den Konfliktpartnern eine gewisse Verbindlichkeit deutlich.